Freitag, 29. August 2008

Alltag heute in der Antarktis

Allgemein zum Thema
Die Antarktis ist kein ständiger Wohnraum für Menschen, obwohl dort auch schon Menschen geboren wurden. Die Leute dort werden immer nur Gäste sein, sie bleiben für kurze oder längere Zeit, nie jedoch von der Geburt bis zum Tode mit Nachkommen, die das selbe machen. So ist auch die ganze Infrastruktur ausgelegt : einerseits Forscher - andererseits Personal von der Logistik. Es braucht auch in der Antarktis einen Arzt, eine Funkverbindung, Radio und Fernsehen. Daneben gibt es auf grösseren Stationen auch eine Kirche und Feste werden auch dort gefeiert. In den Polargebieten ist zum Beispiel die Sonnenwende ein wichtiges Ereignis : in der Antarktis besonders der Midwintertag am 21. Juni, also "der längsten Nacht" (Südhalbkugel umgekehrt zu uns).

Food Service - Essen, auch in der Antarktis ein wichtiger Bestandteil des Alltags


Bevölkerung

Eine eigentliche Bevölkerung (im Sinne eines Daueraufenthaltes von der Geburt bis zum Tode) gibt es in der Antarktis nicht. Der Aufenthalt ist also auch bei Überwinterungen begrenzt.
Man unterscheidet daher zwischen Sommer-Population (Januar) und Winter-Population (Juli). Im Winter ist das Personal auf ein Minimum begrenzt, weil viele Forschungsprojekte im Freien nicht durchgeführt werden können. Im Winter werden daher auch nicht alle Stationen betrieben.
Von der Arbeitsteilung gesehen wird zugeordnet zwischen:

  • Logistik: Transport, Verpflegung, Medizin, Bau- und Unterhalt usw.
  • Forschung: Wissenschaft und Forschung, Gastforscher usw.

Die Zahl der Personen welche sich in der Antarktis aufhalten beträgt im Südwinter etwa 1000 und im Südsommer etwa 4000. Es gibt dazu verschiedene Statistiken, aber selbst über die Jahrzehnte verändert sich diese nicht umwerfend. Bezogen auf die Fläche von über 13 Mio km2 hat selbst im Südsommer jede Person 3250km2 zur Verfügung. Im vergleich: Deutschland hätte 110 Einwohner, Oesterreich 26 und die Schweiz 13 --- und im Winter je viermal weniger. nachfolgend eine Statistik um 1990

Medizin


Gerade in der Abgeschiedenheit der Antarktis muss heute die medizinische Versorgung absolut sichergestellt sein. In vielen Fällen ist der Arzt zugleich auch der Stationsleiter.

Katastrophen

Die nachfolgende Liste der Katastrophen in der Antarktis kann nie vollständig sein - sie soll eher aufzeigen, dass die harten klimatischen Verhältnisse in vielen Fällen zu Unglücken führten. In
vielen Fällen waren es Schiffe im Packeis, die dem Eisdruck nicht mehr widerstehen konnten und zerbarsten. Die Liste wird ergänzt.

12.02.1903 : Die "Antarctic" sank, sie wurde im Packeis bei 63°50'S-57°W zerdrückt. Die Mannschaft konnte sich auf die Paulet Insel retten.

29.03.1912 : Der vermutliche Todestag von Robert F. Scott und seiner Mannschaft ist die bekannteste Katastrophe in der Antarktis. Beim Wettlauf, als erster Mensch den Südpol zu
erreichen, unterlag er nicht nur Roald Amundsen - Wetterpech und falsche Transportmittel (Ponys statt Hunde) führten zu der Katastrophe.

"The British Imperial Transantarctic Expedition" von 1914 - 1917 mit dem Versuch, als erste Menschen die Antarktis zu Fuss zu durchqueren endete ebenfalls in einer Katastrophe. Das Schiff "Endurance" sank - die Mannschaft konnte sich retten.

Krankheiten

Eine der gefürchtetsten Krankheiten vor Beginn des 20. Jahrhunderts war Skorbut (= scurvy), weil wegen der Isolation und der monatelangen Abgeschlossenheit es einfach an der richtigen Ernährung fehlte. Heute besteht dieses Problem nicht mehr - ein Arzt und eine "gewisse Notausrüstung" gehört aber zum "muss" jeder Station.

Todesfälle

Die meisten Todesfälle in der Antarktis ereignen sich durch Unglücksfälle. Gerade bei Überwinterungsmannschaften ist eine gute körperliche Verfassung wegen den vielfach fehlenden Zugangsmöglichkeiten lebensnotwendig.
In frühen Zeiten (vor Anfang des 20. Jahrhunderts) war besonders Skorbut eine gefürchtete Krankheit. Der wohl bekannteste Todesfall in der Antarktis ist derjenige von Robert Scott und seiner Mannschaft - nachfolgend 2 Kärtchen als Andenken an dieses tragische Ereignis.

Öffentlichkeit

Öffentlichkeitsarbeit gibt es auch in der Antarktis. Einerseits werden hier staatliche Gelder investiert und die Öffentlichkeit zuhause interessiert sich dafür - andererseits werden wissenschaftliche Kenntnisse so dokumentiert.
In grossen Stationen werden auch amtliche Handlungen sichergestellt - in kleineren Stationen wird dies durch den Stationsleiter erledigt.


Schulen

Schule auf der argentinischen Station Esperanza
Die Kleinschule "Julio Argentina Roca unterrichtete im Jahre 2001 nur 9 Kinder, davon 6 im Vorschulalter. Das Lehrerehepaar aus Ushuaia brachte ebenfalls noch zwei eigene Kinder in die Antarktis mit. Die Pädagogen können auf modernste Mittel wie Internet und Videokassetten
zurückgreifen, um sich besonders intensiv um ihre Schüler zu kümmern.

Schule auf der chilenischen Station Eduardo Frei
In einem Brief (1999) teilte der Leiter des Flugplatzes Teniente R. Marsh mit, dass auf der Station ebenfalls eine Kleinschule für die 13 Familien bestehe - die Anzahl der Schüler wurde nicht mitgeteilt.

Religion

Orthodoxe Kirche für russische Polarforscher
Nach dem Willen des russischen Patriarchen Aleksij II. von Moskau soll bei der russischen Forschungsstation Bellingshausen auf den Süd Shetland Inseln eine Kirche gebaut werden. Die Kirche soll nach Plänen zweier sibirischer Architekten entstehen und durch Spendengelder über eine eigens gegründete Stiftung finanziert werden. Russland ist eine der wenigen Nationen, dessen Polarforscher in der Antarktis über keine eigene Kirche verfügen.

Katholische Kapelle auf der Station Esperanza
Seit dem 18. Februar 1976 gibt es eine römisch-katholische Kapelle auf der Station Esperanza. Es war die erste katholische Kapelle in der Antarktis und sie ist dem Hl. Franz von Assisi geweiht.

Frauen in der Antarktis

Telekommunikation

Die Telekommunikation übernimmt immer mehr die Aufgaben der Post - die Verbindung mit der Heimat wird heute mit Telefon, Funk oder E-Mail hergestellt. So hat auch in der Antarktis das Internet Einzug gehalten. Die Satelliten wie INMARSAT werden aber auch von den Schiffen auf hoher See im Antarktischen Eismeer genutzt.

Radio und Fernsehen

Das erste Mal wurde das Radio in der Antarktis während der Australasian Antarctic Expedition 1911-14 durch Mawson benutzt - Robert Scott hat es dagegen bei seiner letzten Expedition 1910-13 abgelehnt. In den folgenden Expeditionen wurden aber immer wieder hohe Radiomasten aufgestellt.
Eigentlicher Pionier war Richard Byrd bei seiner ersten Antarktisexpedition 1928-30 : seine Anlage in Little America war so leistungsstark, dass die Signale auch in der Arktis empfangen werden konnten.
AFAN McMurdo : der Welt südlichste Radio Station in McMurdo 77°50'52"S -166°40'26"E gelegen.

Funker in der Antarktis
Die Telekommunikation übernimmt immer mehr die Aufgaben der Post - die Verbindung mit der Heimat wird heute mit Telefon, Funk oder E-Mail hergestellt. So hat auch in der Antarktis das Internet Einzug gehalten. Die Satelliten wie INMARSAT werden aber auch von den Schiffen auf hoher See im Südpolar Meer genutzt.




Funkbestätigungskarten: Eine wesentliches Element zur ständigen Erhaltung von Stützpunkten in der Antarktis war eine Nachrichtenverbindung mit der Heimat. So wurde als eines der ersten Gebäude auch immer eine Funkstation aufgebaut. Wichtigstes Element war der Austausch meteorologischer Daten und die Verbindung mit der Heimat - und erst in zweiter Linie war es der Kontakt mit den Funkamateuren in der ganzen Welt. Später suchten Funkamateure auch einsame unbewohnte Inseln der Subantarktis und Antarktis auf, um von dort Funkkontakte herzustellen.